R: Max Claessen B&K: Ilka Meier M: Christoph Coburger E: Emilia Haag, Nele Sommer, Jan Henning Kraus, Rainer Furch, Henning Kohne
„ Mit einem der ganz dringenden Gegenwartsthemen befasst sich das Pfalztheater Kaiserslautern in seiner jüngsten Produktion: der Welt des Internets, der Netzwelt. Im gleichnamigen Stück der US-Dramatikerin Jennifer Haley aus dem Jahr 2013 geht es um die dunkelsten Abgründe, die mit der Virtualität verbunden sind. […]
Max Claessens Inszenierung der virtuellen Grausamkeiten auf der analogen Theaterbühne – im Grunde ein Paradoxon – meidet jegliche technischen Spielereien wie Bildschirme und Projektionen. Sie bringt beide Ebenen, die der realen und der virtuellen Welt, auf einer Bühne (Ilka Meier, auch Kostüme) zusammen. […]
Claessen verzichtet in der Schilderung dieser Begegnungen auf Schockeffekte, auf Schmuddel- oder Gewaltszenen. […] Dennoch hält die eineinhalbstündige (ohne Pause) Inszenierung zwischen abartigem Märchen, Thriller und Moraldiskurs die Spannung bis zum Ende. Dies ist auch den hervorragenden schauspielerischen Leistungen geschuldet: Henning Kohne gibt einen schmierigen, kahlköpfigen Papa, Emilia Haag die scheinbar so toughe Ermittlerin mit inquisitorischem Charme. Nele Sommer peppt die neunjährige Unschuld des Mädchens Iris mit Lolita-Touch gehörig auf. Kein Wunder, dass sich Jan Henning Kraus als täppischer Ermittler Woodnut zunehmend an die verliert. Als weiteres Opfer der Netzwelt spielt Rainer Furch überzeugend einen älteren Lehrer, der sich selbst aufgegeben und den Bezug zu realweltlichen Dingen verloren hat. Er ist an der Schwelle, ein „Schatten“ zu werden, wie es im Text immer wieder heißt, sich also der Virtualität gänzlich zu ergeben. […]“ (Die Rheinpfalz)